Dienstag, 8. November 2011

Kimono Jam

Am 29. Oktober startete in Kyoto eine Woche rund um japanische Kultur, mit dem passenden Feiertag am 3. November.

Auftakt am ersten Festtag war eine Parade, genannt Kimono Jam, welcher um 11 Uhr statt finden sollte. Die Veranstalter des Kimono Kurses, den ich vor kurzem besucht habe, luden uns dazu ein umsonst eines dieser traditionellen, japanischen Gewänder für eine Woche auszuleihen. Ausserdem hätte man die Chance direkt auf dem Umzug mit zu laufen. "Da simma dabei!", dachten sich meine chinesische Freundin und ich.
Die große Überraschung kam dann bei der Ausgabe der Kimonos und einem Blick in die Tüte: Kimono und Obi (Gürtel). Sonst nichts.
Keine Schuhe? Keine Unterwäsche? Keine Koshihimo (Bänder)? Keine Socken? Kein komisches Plastikteil, das den Bauch flach macht? Oh nein!!
Aber sowohl in China als auch in Deutschland weiß man: Not macht erfinderisch. Ich kaufte mir Unterwäsche und Plastikteil, weil mir die eh noch für meinen Yukata fehlten. Die Bänder schnitt ich mir aus einem Stück Stoff, das ich im Depato (Kurzform von Departmentstore = Kaufhaus) günstig erwarb. Und dazu zog ich einfach normale Schuhe mit weißen Socken an.

Ich stand also am Morgen des 29. Oktobers pünktlich um 8 Uhr auf und war um 10 Uhr fertig angezogen (ohne duschen). Dann kam der schwierige Teil: alleine im Bus zum Treffpunkt.
Ich wollte im Erdboden versinken. In meiner Nachbarschaft lief natürlich niemand im Kimono rum und schon gar nicht mit blonden Haaren. Ich habe mich selten so beobachtet gefühlt wie an diesen Tag und wollte zeitweise einfach nur im Boden versinken.
Natürlich war ich pünktlich am Treffpunkt, nur Ivon leider nicht. Sie rief mich an und sagte, dass sie sich verspäten würde. Na super! Wird ja immer besser.

Da stand ich nun und wartete.

Plötzlich näherten sich mir vorsichtig ein paar Japaner. Sie zogen ihre Kameras behutsam hervor und schlichen sich an. Einer traute sich und fragte, ob er ein Foto machen könnte. Natürlich durfte er! Von da an gab's kein zurück mehr. Es wurde auf den Auslöser gedrückt was das Zeug hält. In Null Komma Nix war ich das Fotoobjekt Nummer 1 an dieser Häuserecke. Das war alles so skurril! Um mich ein wenig zu beruhigen und um aus dieser Opferrolle wieder raus zu kommen machte ich ein kleines Video von mir und der Szenerie.


Zum Glück fing irgendwann die Parade an. Auch das Mitlaufen wurde mir erspart! Gott sei Dank, so rückte ich langsam aus den Fokus der Japaner und konnte ein wenig die Atmosphäre genießen.

Die erste Hälfte der Parade bestand eigentlich nur aus "American Style" Marschkapellen. Öde! Ich dachte, ich bekomme hier was von original japanischer Kultur zu sehen. Immerhin mehr Musik und Action als beim Jidai Matsuri.

Lächeln und winken

Als das Getröte vorbei war kam dann auch endlich mal Ivon. Sie und ihre Freundin hatten etwas länger gebraucht um den Kimono anzuziehen, ihn aber im Endeffekt doch falsch angelegt. Nicht links über rechts, sondern rechts über links. So tragen den Kimono nur die Toten. Dumm gelaufen, aber egal!
Den zweiten Teil der Parade konnten wir dann zusammen genießen. Da gab es dann traditionelle, japanische Tänze aus vielen Gegenden Japans, sowie einen internationalen Teil mit beispielsweise chinesischen Löwen- und Drachentänzen.

Löwentanz

Ich hab noch einige Videos gemacht, bei bedarf kann ich ein paar noch hochladen. Muss aber auch nicht sein. Vielleicht schaut ihr euch statt dessen noch die restlichen Fotos an, die ich gemacht habe:


Den ganzen Tag einen Kimono zu tragen erfordert übrigens Muskeln, die eine Durchschnittseuropäerin gar nicht hat. Also hieß es für die nächsten zwei Tage erst mal Muskelkater und Rückenschmerzen, weil man durch den großen Gürtel eine übertrieben gerade Haltung annehmen muss.

Am nächsten Tag habe ich zusammen mit Dennis einen kleinen Ausflug zum Arashiyama gemacht. Leider hat es die ganze Zeit mindestens geflieselt und ganz fit war ich auch nicht, aber es sind doch noch ein paar schöne Bilder bei rumgekommen:

Arashiyama, 30.10.2011

Das war's erst mal wieder von mir. Das nächste mal erzähle ich euch dann von der Himmelsbrücke von Amanohashidate. Klingt gut, nicht?

Viele Grüße

5 Kommentare:

  1. Hehe! Am besten die die Japanerin, die dich am Ende des Videos fotographiert! :)

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  2. Sie war auch echt mein größter Fan.

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  3. chichi, genau wegen der wollte ich auch grad kommentieren :D

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  4. Hi Maiky,
    beim Lesen dieses Berichts hab ich herzhaft gelacht. Ich stell mir vor, was du für ein Aufsehen erregt hast als einzige Europäerin mit Kimono. Sehr mutig von dir! Das sind wirklich unauslöschbare Erinnerungen.
    Alles Liebe von Mama

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  5. Super Bericht! Schöne Fotos und eindruckvolles Video. Gruß Papa

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