Montag, 31. Oktober 2011

Jidai Matsuri

Da ich ja inzwischen fast eine Expertin auf dem Gebiet der Matsuris hier in Kyoto bin, gab ich mir auch am 23.10. die Ehre und begleitete Dennis auf das Jidai Matsuri.

Vielleicht zitiere ich erst mal aus Wikipedia:
"Das Jidai-Matsuri (時代祭, Festival der Zeitalter) wird jährlich am 22. Oktober in Kyōto in Japan gefeiert.
Dieses Matsuri gedenkt des Umzuges der Kaiserlichen Hauptstadt nach Kyōto im Jahre 794 und wurde erstmalig 1895 gefeiert. [...]
Das Fest wurde ursprünglich geschaffen, um die Stimmung in Kyōto anzuheben, nachdem der Kaiserliche Hof und die Hauptstadt 1868 nach Tokio umgezogen waren. [...]
Die Teilnehmer der Prozession tragen Kostüme, die an die verschiedenen Zeiten der Geschichte Kyōtos erinnern, beginnend mit den modernisierten Soldaten der Meiji-Zeit, die das Ende der Funktion als Hauptstadt 1868 verkörpern, zurück bis zu Kostümen der Heian-Zeit.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs durften keine Frauen am Fest teilnehmen.
"
So gut informiert war ich allerdings vorher nicht. Ich wusste, dass Kyoto den Umzug zum Trost bekommen hat, weil der Kaiser lieber in Tokio wohnen wollte und hab dann mal grob getippt, dass sie den Auszug aus Kyoto darstellen wollen. 
Das klingt jetzt alles total interessant, in Wahrheit war es aber eine furchtbar lahme und lustlose Veranstaltung. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Japaner in Kyoto schon an die Abwesenheit des Kaisers gewöhnt haben, vielleicht sind sie aber auch immer noch traurig. 
Aber schaut euch erst mal die Fotos an (Musik gab es auf diesem Umzug übrigens so gut wie nie):

Jidai Matsuri, 23.10.2011

Dazu auch noch ein Video von der spannendsten Darbietung:


Wir haben es dann nach einer Stunde aufgegeben, Dennis war ein wenig enttäuscht. Obwohl dieses Fest wohl ähnlich wichtig sein soll wie das Gion Matsuri kann ich kaum Gemeinsamkeiten erkennen. 
Liebe Japaner, was habt ihr euch denn dabei gedacht?


Wir sind dann noch Sushi essen und shoppen gegangen. 
Der Abschluss bestand aus einem Guinness, einem Mangosaft (?) sowie eine Runde Kicker im "Pig & Whistle".
Alles in allem also doch ein schöner Sonntag.


Viele Grüße

Freitag, 21. Oktober 2011

Zurück in Kyoto


Wie schon erwähnt endete unsere Reise am Dienstag. Seit Donnerstagmorgen bin ich wieder allein in Kyoto.

Naja, mein Besuch ist zurück nach Deutschland geflogen. Das bedeutet nicht, dass ich jetzt alleine vor mich hin dümple und nicht weiß, was ich machen soll. Das Haus meiner Gastfamilie ist jetzt wieder Rand voll. Unter meinem Zimmer wohnt jetzt Brittany, mit der wir in den letzten 4 Wochen einiges unternommen haben. Sie ist wirklich sehr kommunikativ und lustig und ich bin froh, dass sie da ist. Außerdem mag sie japanischen Alkohol in verschiedensten Formen,  ich bin also nicht mehr die einzige, die ab und zu mal ein Bier trinkt.  Dann sind noch eine weitere Amerikanerin (Cathleen), sowie Susan aus Malaysia ins Haus gezogen. Jetzt hat meine Hausmutter wieder viel zu waschen und zu kochen, die Ärmste.
Abgesehen von meinen neuen „Geschwistern“ ist meine chinesische Freundin Ivon von ihrem China Trip zurück. Mit ihr war ich ja auch beim Kimono Kurs, ich hoffe wir machen bald wieder was Schönes zusammen. Diesen Samstag ist zum Beispiel „Jidai Matsuri“, ein weiteres, sehr wichtiges und altes Festival in Kyoto. Vielleicht gehen wir da zusammen hin.
Ein weiterer Freunde-Neuzugang ist Dennis, ein Doktorand aus Deutschland. Grandioser Weise ist sein Lehrstuhl am Katsura Campus untergebracht, also weit weg vom regem Uni Leben am Hauptcampus (Yoshida). Ich glaube er ist auch sehr froh eine Deutsche gefunden zu haben, mit der er sich ein wenig austauschen und vielleicht mal was unternehmen kann.

Wie in Bochum hat auch in Kyoto das neue Semester angefangen. Das merkt man deutlich!
Der Shuttlebus ist morgens viel voller als sonst und der Yoshida Campus, an dem der Bus abfährt, scheint aus seinem Dornröschenschlaf erwacht worden zu sein. Viele Menschen, geschäftiges Treiben.
Auch der Japanisch Kurs an meinem Campus hat wieder angefangen. Zwei von den internationalen Studenten meines Lehrstuhls werden ihn mit mir besuchen. Ich freue mich richtig darauf und habe mir fest  vorgenommen mir viel Mühe zu geben.
Also alles in allem ist es ist viel lebendiger geworden, an der Uni sowie zu Hause und so bestätigt sich, was ich schon im Juli vermutet habe:
Mitten im Semester ein Auslandsstudium zu beginnen ist eine wirklich blöde Idee!

Achso, vielleicht sollte man noch ein paar Worte über die letzten Wochen verlieren.
Ich habe mit Jan die Reise meines Lebens gemacht. Es war einfach nur großartig!
Davon zeugen nicht nur die 4000 Fotos die Jan gemacht hat, sondern auch mein Konto. Da wir ja beide Kinder des Cyberspace sind haben wir unsere Ausgaben stets in eine Excel Tabelle auf Jans Smartphone festgehalten. Nun haben wir nicht nur eine genaue Übersicht darüber, wie viel Jeder ausgegeben hat, sondern auch wie viel wer wem zahlen muss und wo eigentlich all unser Geld geblieben ist.
Und weil wir ja Ingenieure sind werden wir diese Daten auswerten, die Ergebnisse analysieren, interpretieren, Graphen erstellen, Gleichungen und Gesetzmäßigkeiten finden und am Ende alles in eine Power Point Präsentation packen. Diese werden wir euch dann gerne im Januar präsentieren und wenn ihr ganz brav seid, dann bekommt ihr auch noch die 4000 Fotos gezeigt, die wir gemacht haben.
Wir schätzen, dass diese Veranstaltung alles in allem ca 4 Stunden dauern wird, mit einer Pause von 30 min. Um die Größe des Hörsaals abschätzen zu können bitten wir um vorige Anmeldung. Bitte schickt dazu eine E-Mail an: daswilldochkeinersehen@gmail.com

So, bevor noch einer merkt, dass ich mich geschickt vor der Frage gedrückt habe wie teuer der Urlaub nun wirklich war, wünsche ich euch noch einen schönen Tag, wo immer ihr auch gerade seid.

Viele Grüße

Samstag, 15. Oktober 2011

Letzter Stop: Okinawa

Wir sind jetzt am Ende unserer Reise angelangt. Fast eine Woche wollen wir auf Okinawa bleiben, einer Insel ganz im Süden Japans.

Weißer Strand, Palmen, türkisfarbenes Wasser - so hatten wir uns das vorgestellt. Bisher hatten wir ja auch (bis auf den Yokohama-Tag) immer gutes Wetter. Dieses Glück hat uns offensichtlich verlassen. Ein Taifun, der zum Glück weit weg ist, beschert uns Regen und 90% Luftfeuchtigkeit. Statt Sonnenschirm Regenschirm und statt Sand Wasser in den Schuhen und kalte Füße. (Zu den heißen Quellen in Beppu wären wir günstiger gekommen.)
Unsere Laune ist dem entsprechend im Keller.

Hinzu kommt, dass Okinawa natürlich keine unberührte Südseeinsel ist, sondern ein Stützpunkt der US Army, was man sehr deutlich spürt und sieht, vor allem in der Hauptstadt Naha. Man hat den Eindruck, dass viele Gegenden hier schon mal bessere Zeiten gesehen haben. Aber mit einer rosa Brille sagt man sich einfach "Das ist Jamaika Feeling! " und fühlt sich fortan wie im japanischen Surfers Paradise, was eventuell auch hinkommt. Unser Hostel macht jedenfall den Eindruck, als würden hier viele Surfer mit Surfbrettern absteigen.

Also: Sobald die Sonne wieder da ist wo sie hin gehört, suchen wir die oben erwähnten Strände und dann kriegt man mich da so schnell nicht mehr weg. Bleibt zu hoffen, dass das schnell passiert und nicht erst am Dienstag, da reisen wir nämlich wieder ab.

Viele Grüße

Dienstag, 4. Oktober 2011

Wenn wir nicht nach Yokohama kommen, dann kommt Yokohama halt zu uns.

Wir sind in Tokio.
Übernachtet wird im Kangaroo Hotel, einem stylischen, platzsparenden Hostel im Asakusa Viertel. Schön ist die Gegend nicht, eigentlich die dreckigste, die ich bisher in Japan gesehen habe. Hier gibt es sogar Obdachlose. Trotzdem fühlen wir uns wohl.
Nachdem wir uns zwei Tage lang die Stadt angeschaut haben, wollten wir heute nach Yokohama. Bisher hatten wir immer gutes Wetter, aber Jan, unserem "Sunny Man", scheinen heute die Kräfte ausgegangen zu sein. Es regnet.
Da wir eh von der letzten Woche Power-Sightseeing erschöpft sind, entscheiden wir uns dazu heute mal einen ruhigen Tag zu machen und einfach so zu tun, als seien wir in Yokohama. Und jetzt sitzen wir in der Lobby auf der vermutlich einzigen Couch Japans mit Keksen und Internet und planen die nächsten Reisetage.
Nagano? Mt. Fuji? Nara? Oder vielleicht erst mal wieder nach Kyoto?
Mal sehen, steht alles noch nicht fest.
Was aber sehr wohl fest steht ist: Backpacking macht Spaß! Es kann gerne so die nächsten Wochen weitergehen. Flexibel zu sein und einfach überall hinfahren zu können ist einfach klasse. Mir macht das Minimum an Kosmetikartikeln und Klamotten auch gar nichts aus, bin eben doch eine Pfadfinderin.
Vielleicht noch ein paar Worte zu Tokio.
Es ist hier genau so wie ich es mir vorgestellt habe/ wie alle sagen/ wie man es im Fernsehen gesehen hat. Viele Menschen, laut, chaotisch, bunt, schnell, Hochhäuser, Tempel ... einfach alles. Die U-Bahnen morgens quillen fast über, dabei geben sich die Züge an den Bahnhöfen fast die Klinke in die Hand. Es gibt ca 3 verschiedene Verkehrssysteme, was selbst manchmal die Einwohner verwirrt. Es gibt so viel zum anschauen, aber man hat so wenig Zeit. Und so rennt man von A nach B um ja alles sehen zu können, was man sehen will.
Nach Hamburg war ich ja der Meinung "Fischmärkte werden überbewertet", aber das trifft auf das Exemplar hier nicht zu. So unglaublich leckeres und fisches Sushi werde ich wohl nicht so schnell wieder essen können. Und auch wenn wir zu spät kamen und nur noch die Köpfe sahen: So'n Thunfisch ist echt groß!
So, ich mache dann jetzt mal weiter Yokohama unsicher.
Viele Grüße