Freitag, 29. Juli 2011

Schrein und Sushi

Bevor das neue Wochenende hereinbricht und mich wieder mit endlos vielen Verabredungen und hemmungslosen Besäufnissen überschüttet (wer ab und zu mit mir kommuniziert bemerkt hier die Ironie), möchte ich euch noch von meinem letzten Wochenende berichten.

Ich besuchte zusammen einem Japaner namens Kosuke und einer Japanerin namens Shiho einen Schrein namens „Kitano Tenman-gu“. Ich war zuvor etwas skeptisch, da die Telefonate mit meinem männlichen Bekannten (trotz der Dauer von ca. 60 min) aus wenig Inhalt und vielen „Äääähm“s, „Ähhh“s und „Eeeee to“s bestanden. Allerdings war es letztendlich ein sehr angenehmes Aufeinandertreffen. Trotz der sprachlichen Barriere konnte man sich dank der eigenen Gliedmaßen sehr gut unterhalten und Spaß zusammen haben.

Album 8: KitanoTenman-gu 23.7.2011

Es war mein erster Schrein-Besuch und ich war sehr gespannt. Dank dem Besuch im Nijo Castle wusste ich, dass man besser morgens oder nachmittags aufbricht. Bloß nicht in der sengenden Mittagssonne! Ich fühlte mich gut vorbereitet, mit meinem Sonnenschirmchen und Wasserflaschen. Dieses Gefühl verflog, als wir das erste Mal anhielten und ich mir etwas erklären ließ. Ein flüchtiger Blick auf meine Beine ließ mich entsetzt aufschreien: „MÜCKEN!“ Oh nein! Ich hab ne kurze Hose an. Zu spät, es gab kein Zurück mehr. Das Ergebnis habe ich im zugehörigen Fotoalbum gut dokumentiert.
Ein Schrein, das ist ein Ort für Gläubige des Shintoismus, einer der zwei größten Religionen in Japan. Der Shintoismus ist eine Art Naturreligion, in der es für Alles und Jeden einen Gott gibt. Und jeder Gott hat natürlich einen Schrein, an dem man zu ihm beten kann. In meinem Fall war der Schrein dem Gott des Lernens gewidmet, wenn ich das richtig verstanden habe. Allerdings gibt es auf dem großen Gelände auch viele kleine andere Schreine an denen man z.B. für seine Kühe, für Wohlstand oder was einem sonst noch so einfällt beten kann.
Der Shintoismus schließt niemanden aus und heißt Jeden in seinen heiligen Stätten willkommen, vorausgesetzt man wäscht sich beim Eintreten gemäß dem Ritual. Und wirklich jeder kann hier beten, egal ob Christ, Moslem oder Atheist - man muss es nur wollen und man muss die Regeln einhalten: Verbeugen, vortreten, Geld einschmeißen, Glocke läuten, beten, verbeugen, wegtreten.
Hinterher kann man auch einen Schrein-spezifischen Talisman kaufen, den man je nach Größe und Wirksamkeitsstärke für 500 bis 1000 Yen (~ 4 bis 9 €) bekommt. Am Samstag konnte man auch eine kleine Holztafel kaufen. Mit dieser geht man zu bereitgestellten Tischen auf denen Tinte und Pinsel bereit liegen. Jetzt schreibt man seinen lern-spezifischen Wunsch auf die Tafel und hängt sie da auf, wo alle anderen Tafeln auch hängen. Komischer Weise war meine Tafel die einzige weit und breit, die in „Romanji“ geschrieben war, beziehungsweise auf „Doizu-go“.

Nach dem Besuch kamen wir meinem Wunsch nach: Sushi essen – endlich! Fast schon einen Monat in Japan und noch keine richtiges Sushi gegessen? Das geht nicht, hatte ich mir gesagt. Also ab zum „Kaiten-Sushi“, wo die mit Sushi bestückten Teller im Kreis fahren und man sich vorher anschauen kann, was man essen wird. Eine ganz tolle Erfindung, ich habe natürlich auch davon Fotos und sogar zwei Videos gemacht. Schaut her:

1. Die Qual der Wahl

2. Yamaimo Uzura, nichts für Feinde roher Eier

Alles in allem war es wirklich ein ganz toller Samstag!

Viele Grüße

Montag, 25. Juli 2011

Mein erstes Erdbeben

Ist schon seltsam, wenn man im Bett liegt und auf einmal fängt das ganze Haus an zu wackeln. Es war zwar nur ganz schwach und kurz, aber trotzdem bekommt man ein ziemlich mulmiges Gefühl.
Hier der Beweis

Viele Grüße

Sonntag, 24. Juli 2011

Viele Videos vom letzten Wochenende

Wenn ihr gerne in bewegten Bildern sehen wollt, was ich letztes Wochenende gesehen hab, dann schaut euch doch mal was hiervon an:

Dokumentarisches zu Gion Matsuri:
16.7.2011 Teil I
16.7.2011 Teil II
16.7.2011 Teil III

17.7.2011 Teil I
17.7.2011 Teil II
17.7.2011 Teil III

Aus dem Alltag:
Polizisten bei der Arbeit und meine verrückte Begleitung
Neulich im Shoppingcenter ...

Viel Spaß damit!

Donnerstag, 21. Juli 2011

Gion Matsuri

Das Gion Matsuri Festival in Kyoto ist schon über 1000 Jahre alt und seit dem scheint sich nicht viel verändert zu haben.

Zunächst muss man sagen, dass das Festival den ganzen Juli über dauert. Man merkt es daran, dass an vielen bevölkerten Plätzen in Kyoto aus den Lautsprechern diese typische Musik gespielt wird, die kon-chiki-chin genannt wird, weil sie genau so klingt. Es gibt dann verschiedene Events über den Juli verteilt, aber der Hauptakt ist vom 14. bis zum 17. Juli. 
Vorher werden innerhalb weniger Tage die Festwagen gebaut und zwar fast so, wie sie schon vor 1000 Jahren gebaut wurden: Aus Holz, nur mit Seilen und die Räder haben keine Steuerung nach rechts oder links. Die großen Wagen, die "Hoko", wiegen dann mal so lockere 10 tonnen und werden dann am Umzugstag (17.7.) von ungefähr 40 Männern durch die Stadt gezogen.

Aber bevor das passiert werden am 14., 15. und 16. erst mal die Wagen bestaunt. Diese stehen nämlich einfach mitten auf der Straße, die kurzerhand zur Fußgängerzone erklärt wird. Man hat in dieser Zeit den Eindruck, dass sich ganz Japan in Kyoto aufhält und so ähnlich ist es auch. Diese doch sehr breiten Straßen sind voll mit schwarzhaarigen Japanern in traditionellen Gewändern, die Yukata heißen und einfach dünne, sommertaugliche Kimonos sind. Ansonsten wird ähnliches wie bei anderen Volksfesten geboten: Essen, Feiern, Alkohol. Aber keineswegs wie beim Oktoberfest. Sturzbetrunkene und sich übergebene Menschen sieht man nicht. Pöbeleien oder Streitereien mit der Staatsgewalt liegen dem alkoholisierten Japaner auch fern, das war jedenfalls mein Eindruck.

Am Umzugstag steht man am besten schon um 6 Uhr auf, wenn man einen teuren Sitzplatz in der prallen Sonne haben möchte. 7 Uhr reicht aber auch um die Parade zu sehen. Dank der überfüllten Straßen dauert die Anreise ins Stadtzentrum doppelt so lang, aber es lohnt sich. Um 9 Uhr heißt es dann, wie der Köllner sagen würde: "Der Zoch kütt!" und die Wagen werden in Bewegung versetzt. Ich habe an diesem Tag das Glück gehabt an einer Kreuzung zu stehen, auf der die Festwagen nach links abbiegen mussten. Das bedeutet nämlich, dass man sich anschauen kann wie 40 Männer einen Koloss auf 4 Rädern mit Hilfe von zwei dicken Tauen und etwas Wasser um 90° drehen und zwar so präzise, dass sie den Wagen nicht in 200 Metern wieder von einer Hauswand wegholen müssen und er genau in der Mitte der Straße fährt. Genial!
Ich hoffe ich kann euch genug anschauliches Video- und Fotomaterial liefern:

Hier schon mal die Fotos!

Bleibt noch die Frage: Warum das Ganze?
Entschuldigt mich, aber ich werde an dieser Stelle zitieren "Vor ca. 1100 Jahren, im Jahre 869, tobte eine schreckliche Epidemie durch Kyoto, die viele Tote zurückließ. Man hielt dies für die Rache des Gottes Nomikoto (der Geist des verstorbenen Kaisers Gozu). Um den Geist zu beschwichtigen und die Epidemie zu stoppen, rief man das Gion Matsuri ins Leben. 66 kunstvoll verzierte Hoko, einen für jede Provinz Japans, wurden zum Shinsen Garten gesandt und in Ritualen benutzt, um die Epidemie auszutreiben. Immer wenn eine Epidemie ausbrach, wurden diese Rituale durchgeführt. Von 970 an wurde es zu einem jährlichen Ereignis, das immer am 14. Juni abgehalten wurde. Durch Krieg und andere Ereignisse immer wieder unterbrochen, nahm dieses Festival eine immer wichtigere Stellung im Leben der Stadtmenschen ein und es wurde immer aufwendiger gestaltet." (http://www.japan-tipp.de)

Viele Grüße

Samstag, 16. Juli 2011

Video vom letzten Wochenende

Hier ist noch ein HD Video vom letzten Wochenende, dass ich gemacht habe. Ich bin erst jetzt dazu gekommen es hoch zu laden:

10.7.2011, near Kawagaramachi Station

Wie versprochen: Essen und Fernsehen

Japanisches Fernsehen.
Also ich will bezweifeln, dass ich jeden Sender und jede Sendung schon gesehen habe, aber was ich gut kenne ist japanische Abendunterhaltung. Wärend des Abendessens wird in unserer Gastfamilie immer der Fernseher angemacht, was mich im ersten Moment etwas stutzig gemacht hat, aber schon nach kurzer Zeit war klar: Das ist mein Ding! Die lassen sich immer wieder was Neues einfallen, zum Beispiel in dieser Sendung dessen genaues Prinzip ich bisher nicht verstanden habe.
Einmal traten da zum Beispiel japanische B-Promis gegen professionelle japanische Sportlerinnen an in deren Disziplinen. Die Sportarten waren in diesem Fall etwas abgewandelt, zB musste die Hürdenläuferin 100m Hürden laufen und der Promi hatte auf dem Stück nur eine Hürde. Klingt unfair, aber die Frau hat trotzdem gewonnen. Oder Volleyball: Das Promi-Spielfeld wurde in 9 Kästchen unterteilt und dann mussten die Profi-Frauen Bingo spielen, indem sie versuchen mussten den Ball in einem bestimmten Kästchen auf dem Boden treffen zu lassen. Das alles ist dann selbstverständlich quietschbund und rechts oben im Bild werden die Reaktionen von den Promis/Moderatoren im Studio eingeblendet. Ausserdem tauchen immer wieder riesige Schriftzüge auf mit Kommentaren vom Moderator oder so. Auch alles sehr bunt.
Beliebt sind auch Real Live Rollenspiele, wie ich es mal nenne. Zum Beispiel laufen Kandidaten in nem Park herum und müssen Aufgaben erfüllen um ein Rätsel zu lösen. Ausserdem sind da dann an bestimmten Orten irgendwelche Spielfiguren, die sie finden müssen und die ihnen Aufträge geben. Aber Achtung! Nicht von den Hanta (Hunter) fangen lassen. Die sehen nämlich aus wie grade der Matrix entsprungen und können sehr schnell laufen. Erwänte ich schon, dass das auch alles quietsch bunt ist?
Baby Kätzchen mit viel zu kurzen Beinen lösen im Studio ungebremste Begeisterung aus und die Japaner kommen aus dem "Kawaii!!" (süß, putzig) rufen gar nicht mehr raus. Ich aber auch nicht um ehrlich zu sein.
Um euch einen Eindruck von dieser Show zu vermitteln hab hier mal ein Link zu einem Youtube Video (ich bin ein Link) angehängt.
Achso, Spielfilme gibt es Abends natürlich auch. Bei uns zuhause laufen meistens Animes, also japanische Comicfilme. Vor allem Klassiker, wie zum Beispiel Prinzessin Mononoke von 1997.

Japanisches Essen.
Es gibt Reis.

Na gut, das stimmt nicht. Nur Reis ist ja auch Quatsch. Es gibt schon noch was dazu. Aber der Reis ansich ist schon extrem lecker (bitte stellt euch jetzt keinen spitzen Langkornreis vor, sondern schöne kleine Sushireiskörner).
Abends gibts hier immer ein Schüsselchen Reis, eine Schüssel was zum Reis dazu und ein Schälchen Salat oder Suppe. Meine Gastmutter kocht wirklich sehr gut! Und da ich das kochen schon ein bischen vermisse freu ich mich immer, wenn ich das Essen in die Mikrowelle stellen kann, den Reis in die Schälchen füllen und den Tisch decken kann. Das macht mir Spaß und das kommt gut an. Vorher muss man aber Luna, die Perserkatze des Hauses, vorsichtig vom Tisch schieben, mit der will ich es mir natürlich auch nicht verscherzen.
Auch ansonsten ist japanisches Essen sehr lecker. In der Cafete hat mir bisher eigentlich alles gut geschmeckt, bis auf die Innereien der Makrele. Kalte Nudelsuppe mit Eiswürfeln lässte mein Herz bei 33°C und 80% Luftfeuchtigkeit höher schlagen: Die beste Erfindung wo gibt!
Und wo wir grad bei Nudeln sind: Es ist wahr, Japaner schlürfen. Aber nicht nur son bischen, wie damals als Kind, als unsere Eltern sagten "Jetzt schlürf doch nicht so! Man kann dich doch sonst nirgendswo mit hinnehmen!". Neeein, bei diesem Schlürfen wärd ich hochkant aus dem Esszimmer geflogen und hättet 3 Wochen Hausarrest und Fernsehverbot bekommen! Unglaublich.
Sushi hab ich übriegends noch keines gegessen, obwohl es in jedem Supermarkt welches zu kaufen gibt. Aber irgendwie ist das für mich so eine gesellige Sache geworden, ich mag kein Sushi alleine essen. Also warte ich noch ein wenig. Vielleicht ist es ja heute Abend soweit?

Dieses Wochenende ist das Gion Matsuri Festival, einer der wichtigsten Feste in ganz Japan. Und ganz Japan ist auch in Kyoto deswegen, das wird spannend! Aber davon erzähl ich dann nächstes mal.

Dieser Eintrag ist mal wieder viel zu lang geworden. Ich werde mich in Zukunft auf ein Thema beschränken, sonst hat hinterher keiner mehr Lust mitzulesen.

Liebe Grüße

Mittwoch, 6. Juli 2011

Guten Morgen ihr Schlafmützen

Geht’s euch gut? Mir im Großen und Ganzen schon. Ich fühl mich hier wohl, wenn da nur der Jetlag nicht wäre …
Stellt euch einen Ort vor, an dem die Dinge noch bürokratischer sind als in Deutschland. Einen Ort, an dem ihr vor einer Beamten sitzt und erst mal in 3 Formulare mit kryptischen Schriftzeichen, jeweils zweimal euren Namen (einmal in romanischen Buchstaben und einmal in japanischer Schrift) sowie eure Adresse zuhause und Vorort und viele weitere Informationen eintragt bis ihr das beantragt habt, was ihr beantragen wolltet: eine Alien Registrierungskarte. Und dann bekommt ihr gesagt, dass es Japaner nicht interessiert ob ihr zuhause schon eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen habt oder nicht, ihr müsst die japanische nehmen, die Gott sei Dank recht günstig ist und 70% der Kosten deckt. Da kann einem schon mal die gute Laune vergehen, aber das ist auch schon alles, was einem an diesem Land stört. Für alles muss man sich registrieren, egal was. Sogar eine Pree Paid Karte und ein Handy bekommt man nur gegen dreimaliges Formular ausfüllen, Pass zweimal abgeben,  sowie vorzeigen von Versicherungs- und Studentenausweis (letzteres besitze ich jetzt in dreimaliger Ausführung: Deutsch, International und einen Japanisch). Da kann man froh sein, wenn man jemanden dabei hat, der alles übersetzt. In meinem Fall war das am Montag der Assistenzprofessor und am Dienstag ein anderer Austauschstudent des Lehrstuhls. Sonst wäre ich hoffnungslos verloren glaube ich. Respekt für alle, die diese Prozeduren alleine machen müssen.
Es ist jetzt Mittwoch und ich ziehe mal Bilanz. Ich habe: ein Fahrrad, ein japanisches Handy, eine japanische Krankenversicherung, einen japanischen Studentenausweis, ein Zuhause das für mich kocht, wäscht und putzt, eine vorläufige Alien ID und hoffentlich bald eine Arbeitsgenehmigung. Wie jetzt? Ich dachte die Maiky will da studieren? Ja, tut sie auch. Aber ich bekomme auch einen Job! Auch wenn ich keine Ahnung habe wie man mir das Geld überweisen will (ich hab kein japanisches Konto) und wie viel ich eigentlich verdienen werde, aber ich soll hier arbeiten. Ich werde bei Windkanalversuchen assistieren. Toll! Das wollte ich schon immer mal machen. Hat in Bochum immer nicht so gut funktioniert, da hab ich vor allem Studenten das rechnen bei gebracht (an dieser Stelle einen Gruß an meinen alten Lehrstuhl).
Hach ja, es gibt ja so viel zu erzählen. Ich denke ich mache das lieber Stück für Stück. Das nächste Mal erzähle ich von dem tollen Essen hier und japanischen Fernsehen.
Und für alle Fukushima Interessierte: Ich esse kaum Meeresfrüchte/Fische und man spart hier in öffentlichen Gebäuden Strom (was eventuell noch zu Problemen mit meinen Windkanalversuchen führen kann).
Liebe Grüße

Sonntag, 3. Juli 2011

Fotos, die 2.

Ein neues Album auf Picasa:
First Day, First Walk

Erster Post

Hier ist er! Der erste Beitrag auf meinem neu eingerichteten Blog.
Herzlich willkommen und viel Spaß beim lesen.

Wenn ihr wollt könnt ihr unter "Folgt mir per E-Mail" eure E-Mail Adresse eintragen und dann werdet ihr (angeblich) über neue Beiträge automatisch informiert.